===== LU02b - Rollen und Zuständigkeiten =====
Der Begriff **„Rollenverständnis“** stammt aus der Sozialpsychologie und bezeichnet *„Erwartungen an das Verhalten, die mit einer bestimmten sozialen Position verknüpft sind“*.
Im Alltag besetzt jeder Mensch verschiedene Rollen und handelt meist instinktiv der Rolle entsprechend. Dass wir alle häufig zwischen Rollen wechseln, ist uns oft gar nicht so bewusst – obwohl wir es andauernd tun.
**Beispiele**
* Damian nimmt ganz unterschiedliche Rollen ein: Sohn, Bruder, Schüler, Mitlernender, Mitglied eines Fussballclubs und noch viele andere Rollen…
* Ana ist Mutter, Ehefrau, Schwester, Tochter, Vorgesetzte, Projektleiterin, Arbeitnehmerin, Autofahrerin, Kundin, Hundehalterin, Mitglied im Elternverein und noch vieles mehr…
Es ist also sowohl im **beruflichen** wie auch im **privaten Alltag** wenig Klarheit über die einzelnen Rollen vorhanden, zwischen welchen man kontextabhängig hin- und herwechselt. Zudem lassen die **Flexibilisierung der Arbeit** und die **Digitalisierung** die Grenzen zwischen privaten und beruflichen Rollen immer mehr verschwimmen. Das birgt ein hohes Konfliktpotenzial, und es kann sehr einfach zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen kommen.
Die Konflikte finden dann auf zwei Ebenen statt: **Interebene** und **Intraebene**
===== Intra und Inter =====
**„Inter“** ist lateinisch und bedeutet *„zwischen“* oder *„unter“*.
**Beispiele:**
* „internationale Beziehungen“ = Beziehungen zwischen verschiedenen Nationen
* „Interaktion“ = das wechselseitige Einwirken, also eine Aktion zwischen zwei Individuen oder zwischen einer Person und einem Objekt/Subjekt
* „Intercity“ = Zugverbindung zwischen Städten
**„Intra“** kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet *„innerhalb“*.
**Beispiele:**
* Im Gegensatz zum „Internet“ kann das „Intranet“ nur innerhalb eines eingeschränkten Personenkreises genutzt werden
* eine „intravenöse“ Spritze geht in die Vene
===== Intrarollenkonflikt =====
Mit einem **Intrarollenkonflikt** meint man einen Konflikt *innerhalb einer Rolle*.
**Beispiele**
* Der Multimediatechniklehrer erwartet von Damian in seiner Rolle als Schüler, dass er sich ausreichend mit dem Umgang mit der Fotokamera beschäftigt – dies natürlich auch in der Freizeit.
* Die Informatiklehrerin erwartet in derselben Rolle von ihm, dass er einem Mitlernenden, welcher den Stoff versäumt hat, erklärt, was sie gelernt haben.
* Damian selber erwartet von sich in seiner Rolle als Schüler, dass er hervorragende Leistungen erbringt.
* Ena erwartet von sich in ihrer Rolle als Mutter, dass sie den Kindern bei den Hausaufgaben hilft.
* Enas Kinder erwarten von ihr in ihrer Rolle als Mutter, dass sie bereits das Mittagessen zubereitet hat.
* Der Lehrer erwartet von ihr in ihrer Rolle als Mutter, dass sie zum Elterngespräch kommt.
* Von einem Lehrer erwarten die Lernenden, dass der Unterricht Spass macht.
* Die Eltern erwarten, dass die Schüler etwas lernen.
* Der Direktor erwartet, dass Damian sich selber gut organisiert.
* Damian selber erwartet von sich, dass er immer gerecht ist.
Da diese verschiedenen Anforderungen innerhalb einer Rolle nur schwer oder gar nicht vereinbar sind, kommt es zum **Intrarollenkonflikt**.
===== Interrollenkonflikte =====
Unter einem **Interrollenkonflikt** versteht man einen Konflikt **zwischen unterschiedlichen Rollen**, die eine Person ausfüllt.
**Beispiele:**
* Damian
* in seiner Rolle als Mitglied des Fussballclubs will er am Sondertraining teilnehmen,
* in seiner Rolle als Lernender müsste er sich im Bearbeiten von Fotografien üben,
* in seiner Rolle als Sohn hat er dem Vater versprochen, die Fahrräder zu waschen.
* Ena
* in ihrer Rolle als Arbeitnehmerin hat sie die Arbeitszeiten einzuhalten,
* in ihrer Rolle als Mutter müsste sie ihre Tochter zum Zahnarzt fahren,
* in ihrer Rolle als Hundehalterin den Hund spazieren führen,
* in ihrer Rolle als Mitglied des Elternvereins an einer Sitzung teilnehmen.
Da die verschiedenen Anforderungen der unterschiedlichen Rollen nicht oder nur schlecht vereinbar sind, kommt es zum **Interrollenkonflikt**.