LU16e – Behaviour Driven Development (BDD) in Python

Einführung

Behaviour Driven Development (BDD) ist eine Weiterentwicklung von Test Driven Development (TDD). Beim BDD steht das Verhalten eines Systems aus Sicht der Benutzer:innen im Zentrum. Tests werden in einer natürlichen Sprache formuliert, die von allen verstanden wird — nicht nur von Programmierer:innen.

Ein populäres Framework für BDD in Python ist behave. Damit lassen sich lesbare Akzeptanztests in einer sogenannten Gherkin-Syntax schreiben und mit Python-Code verknüpfen.


Ziel von BDD


Ausgangssituation: Eine kleine App

Stell dir vor, du entwickelst eine kleine Applikation, z. B. einen Rechner, der einfache Operationen (Addition, Subtraktion usw.) ausführt. Diese App soll so getestet werden, dass auch nicht-technische Personen verstehen, was überprüft wird.

Das Ziel ist nicht, die App zu programmieren – sondern ihr Verhalten zu beschreiben und zu testen, wie sie sich aus Sicht der Benutzer:innen verhalten *sollte*.


Aufbau eines Behave-Projekts

Ein Behave-Projekt ist typischerweise so aufgebaut:

project/
 ├── app/                 <-- hier liegt der Quellcode der App (z. B. calculator.py)
 ├── features/            <-- hier liegen die BDD-Tests
 │    ├── calculator.feature
 │    └── steps/
 │         └── calculator_steps.py

Gherkin-Syntax

Gherkin ist eine leicht lesbare Sprache, um das gewünschte Verhalten eines Systems zu beschreiben. Jede Feature-Datei beschreibt eine Funktionalität oder Benutzerstory.

Beispiel:

Feature: Einfacher Taschenrechner
  Um einfache Rechnungen durchführen zu können
  Möchte ich zwei Zahlen addieren können

  Scenario: Zwei Zahlen addieren
    Given ich habe 50 in die App eingegeben
    And ich habe 70 in die App eingegeben
    When ich die Additionsfunktion ausführe
    Then sollte das Ergebnis 120 auf dem Bildschirm erscheinen

Schlüsselwörter:


Schrittdefinitionen und getestete App

Feature Steps (Testcode)

from behave import given, when, then
from app.calculator import Calculator  # zu testende App
 
@given('ich habe {zahl:d} in die App eingegeben')
def step_input_number(context, zahl):
    # Erstellt (falls nötig) eine neue App-Instanz
    if not hasattr(context, "calc"):
        context.calc = Calculator()
    context.calc.enter_number(zahl)
 
@when('ich die Additionsfunktion ausführe')
def step_perform_add(context):
    # Führt die gewünschte Operation aus
    context.result = context.calc.add()
 
@then('sollte das Ergebnis {expected:d} auf dem Bildschirm erscheinen')
def step_verify_result(context, expected):
    # Überprüft das sichtbare Resultat der App
    assert context.result == expected

App-Code (getestete Anwendung)

# app/calculator.py
 
class Calculator:
    def __init__(self):
        # interner Speicher für eingegebene Zahlen
        self.numbers = []
 
    def enter_number(self, value):
        # Zahl zur Eingabeliste hinzufügen
        self.numbers.append(value)
 
    def add(self):
        # Beispiel-Implementierung: summiert alle Werte
        result = sum(self.numbers)
        # leert Eingaben für nächsten Vorgang
        self.numbers.clear()
        return result

Hinweise:

Tests ausführen

Im Terminal:

behave

Ergebnis (Auszug):

Feature: Einfacher Taschenrechner
  Scenario: Zwei Zahlen addieren
    Given ich habe 50 in die App eingegeben
    And ich habe 70 in die App eingegeben
    When ich die Additionsfunktion ausführe
    Then sollte das Ergebnis 120 auf dem Bildschirm erscheinen

1 feature passed, 0 failed

Vorteile von Behave


Vergleich zu Unit Tests

Aspekt Unit Test BDD (Behave)
Fokus einzelne Funktion / Methode Verhalten aus Nutzersicht
Sprache Code (Python) Gherkin (natürliche Sprache)
Zielgruppe Entwickler:innen Fachpersonen + Entwickler:innen
Beispiel assert add(2,3)==5 „Given ich habe 2 und 3 eingegeben, When ich addiere, Then erhalte ich 5“

Installation

Installation mit pip:

pip install behave

Typische Fehlerquellen